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Starkes Schwitzen was tun?

Gespeichert von Dr. Perianez am Fr., 04.10.2013 - 14:02

Als Hyperhidrose bezeichnet man in der Medizin die übermäßige Schweißproduktion also übermässiges Schwitzen. Diese kann generalisiert am ganzen Körper oder lokal auf bestimmte Areale begrenzt auftreten. Das Gegenteil ist die Anhidrose,bei der kein Schweiß produziert wird.

Schwitzen ist eine lebenswichtige Funktion unseres Organismus. Hierdurch wird die Regulation der Körpertemperatur gewährleistet. Die Haut wird gekühlt und auch das Innere des Körpers wird auf ein Niveau eingestellt, das uns Leben garantiert und ermöglicht. Die Stellwerke sind das Gehirn und die Schweißdrüsen.

Ca 1- 2 % der Bevölkerung in Deutschland leidet unter der Krankheit Hyperhidrose. Der Körper produziert übermäßig und unkontrollierbar viel Schweiß unabhängig von Tages- oder Jahreszeit oder von umgebender Wärme oder Kälte. Wissenschaftlich definiert spricht man von Hyperhidrose, wenn in der Achselhöhle innerhalb von fünf Minuten 100 mg Schweiß gebildet wird.

Dies lässt sich mit Hilfe geeigneter Testverfahren messen. Von Seiten der Betroffenen ist jedoch ausschlaggebend wie hoch das Leidensausmaß ist - insofern ist übermäßiges Schwitzen einer subjektiven Einschätzung unterworfen.

Man unterscheidet die primäre, d.h. angeborene Hyperhidrosis von der sekundären Form, welche als Folge einer Krankheit entsteht. Die Unterscheidung ergibt sich aus den anamnestischen Angaben des Betroffenen.

Primäre Hyperhidrose

Die Ursache der primären Hyperhidrose ist noch weitgehend unerforscht und unbekannt. Typische Merkmale sprechen für die primäre Form. Diese sind:

  • Beginn der Symptome bereits im Kindes-oder Jugendalter (< 25 Jahre)
  • Temperaturunabhängies Auftreten
  • Unvorsehbares und nicht willentlich kontrollierbar
  • Fokales Auftreten in einer oder mehreren Prädilektionsstelle(n) mit beidseitigem, symmetrischen Befall
  • Auftreten öfter als 1 x pro Woche mit Beeinträchtigung im Alltag
  • Kein vermehrtes Schwitzen während des Schlafes
  • Positive Familienanamnese

In Abhängigkeit der Symptomatik teilt mein die primäre Hyperhydrose in verscheidene Schweregrade ein:

I - Leichte Hyperhidrose

  • An Händen und Achseln deutlich vermehrte Hautfeuchtigkeit. An den Achseln Schwitzflecke mit einem Durchmesser von 5-10 cm

II - Mäßig starke Hyperhidrose

  • Bildung von Schweißperlen an Händen und Achseln. An den Achseln Schwitzflecke mit 10-20 cm Durchmesser
  • Schwitzen auf Handflächen oder Fußsohlen begrenzt.

III - Starke Hyperhidrose

  • An Händen und Achseln tropft Schweiß ab. Schwitzflecke größer als 20 cm Durchmesser
  • Schwitzen auch an Rückseite der Finger und Zehen sowie am seitlichen Rand von Hand und Fuß
  •  

Säkundäre Hyperhidrose

Die Ursachen der sekundären Hyperhidrose können vielfältig sein:

  • Hormonell bedingte Störungen :
    • Wechseljahre (Klimakterium)
    • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
    • Hypophysenunterfunktion
  • Tumore (Phäochromozytom = seletener adrenalinproduzierender Tumor)
  • Medikamente
  • Chronische Infekte
  • Übergewicht
  • Neurologische Ursachen
  • Kreislaufstörungen wie ein starker Blutdruckabfall
  • Psychische Probleme

Diagnostik

Zur Feststellung einer Hyperhidrose stehen sowohl qualitative als auch quantitative Test-Methoden zur Verfügung. Diese sollen das Ausmaß und die Lokalisation der Hyperhidrose ermitteln. Qualitative Testmethoden weisen die Stellen nach, an denen eine verstärkte Schweißproduktion auftritt nach. Quantitative Messverfahren stellen die Schweißmenge pro Zeitintervall fest. Auf der Basis dieser Tests lässt sich der Grad der Hyperhidrose ermitteln und geeignete Therapein auswählen.

Testverfahren:

  • Jod-Stärke-Test (Minor Test): Dieser Test ermöglicht eine farbliche Abgrenzung der betroffenen Körperstellen mithilfe einer speziellen Jod-Lösung. Potentiell betroffene Hautareale werden damit eingepinselt und anschließend mit Stärkepulver bestäubt. Bereiche, an denen eine übermäßige Schweißproduktion auftritt, färben sich braun.
  • Gravimetrie: Bei diesem Test wird ein spezielles Papier für einen bestimmten Zeitraum auf das betroffene Hautareal aufgebracht. Durch eine Differenzmessung des Gewichtes des Test-Papiers vor ind nach der Messung kann die Schweißmenge pro Zeiteinheit ermittelt werden.

Behandlung

Axilläre Hyperhidrose​​​​

  • Topische Therapie mit Antitranspirantien (Auminiumchlorid, gerbsäurehaltige Externa)
  • Chemische Denervierung mit Botulinumtoxin A 
  • Chirurgische axilläre Schweißdrüsenentfernung, oder Schweißdrüsenabsaugung
  • Medikamentöse Therapie mittels Antihidrotika oder Psychopharmaka

Hyperhidrose an Hand und Fußflächen

  • ​Topische Therapie mit Antitranspiranten
  • Leitungswasser-Iontophorese
  • Chemische Denervierung mit Botulinumtoxin A
  • Systemische Therapie mit Antihidrotika oder Psychopharmaka
  • Ultima ratio bei Hyperhidrose der Hände: operative thorakale Sympathektomie